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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 92

ocs

Nu iss er wieder da, der Heilige Geist !

Pfingsten ist er niedergefahren auf die Erde,
um Erleuchtung zu bringen,
nachdem der Sohn Gottes ein paar Wochen zuvor
seinen Weg fand vom Kreuz, hinauf zur Rechten Gottes.

Da haben wir also,
wie jedes zu Pfingsten,
der Ankunft des guten Geistes gedacht
und können nun wieder unserem Tagwerk nachgehen,
in unserem Land der Besonderheiten und der Ordnung.

Eine Besonderheit ist beispielweise
das „Deutsche Reinheitsgebot“ für Bier.

Wir sind unglaublich stolz
auf diese phänomenale Errungenschaft des Mittelalters.
Sie garantiert uns doch die absolute Reinheit
des von uns als Volk so hochgeschätzten Gerstensaftes.
Nichts anderes denn Gerste, Wasser, Malz und Hopfen
darf sich im edlen Gebräu finden,
will es denn als deutsches Bier die Kehlen der Durstigen benetzen.

Doch Ungemach droht,
denn neuerdings findet sich auch anderes
im reinsten aller reinen Gebräue der Welt.

Ein paar Spielverderber des NDR – Magazins „Markt“
suchten und fanden Plastikpartikel im Bier,
79 Mikropartikel pro Liter beim Spitzenreiter,
einer sehr norddeutschen Marke.

Auch in Milch und wie von mir bereits einmal beschrieben,
im Honig fanden sich die Plastikteilchen
aber wen interessiert das schon.

Doch beim Bier ?

Reinheitsgebot und Plastikmüll,
wie geht das zusammen ?

Doch alles halb so wild.
Der Brauereiverband gibt schnellsten Entwarnung:
Die Test hätten unter Reinraumbedingungen durchgeführt werden müssen,
da sich schließlich auch in der Umgebungsluft
derlei Teilchen zu finden sein können.

Was ist jetzt die größere Scheiße:
Dass es in der Luft so viele Plastikpartikel geben soll,
dass sie das Bier sofort nach öffnen völlig verseuchen
oder dass das Reinheitsgebot Mäusekacke ist,
da es ja sowieso schon etliche Zusatzstoffe im Bier gibt,
die sich im Gebot nicht finden lassen.

Man weiß es nicht !

Ein anderes wichtiges Thema ist die Ordnung.
Selbige wird in unserem Land so groß geschrieben,
dass sie ohne Zweifel als einer,
wenn nicht als der Exportartikel Nr. 1,
angesehen werden darf.

Nehmen wir als Beispiel mal
die Entsorgung von Kadavern aus der Hähnchenmast.

Die muss natürlich erstens prima funktionieren
und darf zweitens den armen Mäster nicht zu sehr belasten.
Um diese Probleme in den Griff zu kriegen,
haben sich einige Bundesländer,
allen voran NRW,
dazu entschieden,
die Kadaverentsorgung aus Mastanlagen zu einer kommunalen Aufgabe zu machen.

Scheint zunächst mal sinnvoll,
denn auch unser Müll wird kommunal erfasst und entsorgt.

Allerdings gibt es einen kleinen, feinen Unterschied
zwischen beiden Entsorgungen:
Während die Kommunen mit der Hausmüllentsorgung
aller Regel nach Geld verdienen,
wird die Entsorgung der Mastkadaver,
vornehmlich aus der Hähnchenmast,
mit bis zu 90 Prozent subventioniert.

Sie lesen richtig – der Verursacher zahlt 10 Prozent der Kosten,
die Kommune den lächerlichen Rest.

Dann ist wenigstens Ordnung in der Sache,
so eine Argumentationslinie.

Mit dieser Form der Bezuschussung
will man auch einer nicht sachgerechten Entsorgung entgegenwirken.

Viele Männer kennen das ja von zu Hause:
Man(n) muss nur ein paar Mal schlecht genug Staub saugen
und schon wird man von der holden Gattin von dieser Mühe freigestellt.

Die Mäster mussten es gottlob nicht so weit kommen lassen,
ihre Unwilligkeit wurde vorauseilend erkannt und beseitigt,
der Ordnung halber !

Auch bei einem meiner Lieblingsthemen,
dem Fracking,
muss noch ein bisschen Ordnung gemacht werden.

Da es derzeit in Deutschland noch
an einer „gesonderten gesetzlichen Regelung“ ermangelt,
soll nun noch rasch vor der Sommerpause ein Gesetz dem Mangel abhelfen,
so unser Energie-Gabriel.

Schließlich haben die interessierten Unternehmen
schon allenthalben ihre „claims“ abgesteckt
und dort Förderlizenzen beantragt.

Jetzt will man natürlich loslegen.

So soll das Gesetz nach seiner derzeitigen Fassung
denn auch auf über 80 Prozent der Landesfläche Fracking ermöglichen.

Und eine weitere gute Nachricht aus diesem Bereich ist auch,
dass die neuen zu verwendenden Chemiecocktails
nur noch „schwach wassergefährdend sein werden“.

Da haben wir dann ja Glück,
dass unser Bier mit dem Plastikmüll,
dann mit nur „schwach belastetem“ Wasser gebraut wird.

Noch eine letzte kleine Besonderheit in Deutschland – der Ordnung halber:
Bei Stichproben trugen 100 Prozent der Tierärzte multiresistente Keime in sich.
Sie gelten neben Schlachthauspersonal und Landwirten inzwischen als Hochrisikopatienten,
da bei diesen Volksgruppen kein Breitbandmittel mehr anschlägt.

Kein Wunder werden doch bei der Tierhaltung 1.700t Antibiotika eingesetzt,
in der Humanmedizin die Hälfte.

Also, wenn sie das nächste mal
auf einer der vielfältigen Veranstaltungen auf dem Lande
mit ihrem Bier in der einen
und der Hähnchenkeule in der anderen Hand
neben einem Unbekannten stehen
und in die schöne Landschaft blicken,
in der nun die ersten Frackingtürme emporwachsen,
fragen sie besser nach seinem Beruf,
dass könnte ihre Überlebenschancen stark erhöhen.

Aber sonst – alles in Ordnung,
nix Besonderes passiert !

Have a nice week !

M. Eckart, ocs

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