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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 67

ocs

“Hören Sie das ?
Das ist der Klang des Geldes !“


Der Mann, der sich gerade seinem Beifahrer zuwendet
hat lässig den Ellenbogen aus dem offenen Fenster
seines riesigen, schwarzen Pick-up’s hängen, während er spricht.
Er wird dabei gefilmt
und in der Tat,
von draußen ist ein beständiges Summen der abertausenden Bienen,
die draußen von Blüte zu Blüte fliegen, nicht zu überhören.

„More than honey !“,
lautet der Titel der Dokumentation, aus der diese Szene stammt.

Einer der größten „Bienenbauern“ der USA
präsentiert dem Schweizer Filmemacher und seinem Team stolz seine „Bestäuberarmee“,
hier in den sonnendurchfluteten Obstplantagen Kaliforniens.

Mit mehreren hundert Bienenvölkern reist der Unternehmer kreuz und quer durch die Staaten
unterwegs, von Rhode Island bis New Mexico, von Florida bis Montana
und lässt seine Armeen aus Millionen Bienen auf die Blütenpracht
der Orangen-Apfel-Pfirsich-Kirsch-und sonstigen Monsterplantagen los.

Sie haben ihn reich gemacht, diese kleinen Insekten,
denen wir Worte wie „bienenfleißig“ verdanken.
Er gehört zu den „big playern“ in einem industriellen Geschäft,
von dem nicht mal ich bis dato wusste, wie monströs es organisiert ist.
Wenigsten für den Honig und die Imkerei hatte ich mir eine,
wie ich nun weiß,
naive Vorstellung erhalten.

Alles Blödsinn !

Kaum ist der Autor des Films der offiziellen Vorführung entronnen,
filmen er und sein Team, wie die Plantagen mit Schutzmitteln
aus den Giftküchen der chemischen Industrie zu gebombt werden
und tausende und abertausende Bienen in dem Giftnebel zugrunde gehen.

Dieser geschäftsübliche Schwund wird aber kalkuliert und ausgeglichen,
denn an anderer Stelle werden Bienenköniginnen gezüchtet
und wie am Fleißband verschickt,
auch sie kreuz und quer durchs Land.

Doch der Ausgleich reicht nicht mehr.
Die Bienen sterben aus !

Ratlos und ohnmächtig müssen die Imker rund um den Globus mit ansehen,
wie ihnen ihre Mitarbeiter wegsterben,
schneller als sie neue Völker beschaffen können.

Unbekannte Seuchen, Parasiten, Umweltgifte
und erbarmungslose Industrialisierung raffen Milliarden Bienen dahin.

Stirbt die Biene, stirbt der Mensch !

Keine Biene,
keine Bestäubung unserer Nutzpflanzen – eine Katastrophe biblischen Ausmaßes droht.

Doch eigentlich widme ich mich heute aus einem anderen Grund diesem kleinen Insekt,
von dem unser Überleben abhängt,
auch wenn wir viel zu borniert sind, das zu glauben.
Außerdem kann sich jeder selbst den Film „More than honey !“ ansehen.
Mit Sicherheit auch schon illegal irgendwo aus dem Netz downloaden.

Mein Grund ist mein Morgentee,
den ich mit einem Löffel Honig verfeinere !

Bis zu 10 Prozent der Masse,
die ich da auf meinem Teelöffel mit schon fast ritueller Sorgsamkeit in den Tee einrühre,
besteht aus Plastik,
behaupten Leute, die sich von Berufs wegen mit so was befassen.

Das ist ja wunderbar !

Nanopartikel aus Zahnpasta, Duschgel, Creme, Waschmitteln
entrinnen im wahrsten Sinne all unseren Filtern und Kläranlagen,
um sich dann ganz ungeniert in der Umwelt,
das ist nicht nur diese ominöse Sache, die wir immer retten sollen,
sondern ganz nebenher auch noch unsere unmittelbare Umgebung,
auszubreiten.

Diese Teile sind so winzig,
dass sie sich überall unbemerkt ablagern.
Im Trinkwasser und bei den Bienen sammeln sie sich dann.

Unsere fleißigen Bestäuber konzentrieren die Plastikkügelchen im Honig
und wir werden diese Teilchen dann in uns weiter konzentrieren,
mit dem Morgentee und anderen fragwürdigen Dingen,
die wir zu uns nehmen.

Ich weiß das nun schon seit Tagen
und sie jetzt auch !

Heute Morgen hatte Tee mit Honig.
Das nennt man Resignation !

Have a nice week !

M. Eckart ocs

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