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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 44

ocs

An diesem Wochenende habe ich erfahren,
dass in unserem schönsten Bundesland an einem „Masterplan“
für die Landwirtschaft gearbeitet wird und dieser nunmehr „Konturen“ bekommt.

Was ich nicht erfahren konnte ist,
ob diese Konturen nun eher scharf sind oder weich
oder gerade nur erkennbar sind.

Wie auch immer,
die Perspektivkommission als „Mutter“ dieser Konturen
hat einen Konsens erreicht, und zwar darüber,
dass die Landvergabe der noch 80.000 ha zur Privatisierung stehenden Flächen
an neue Kriterien gekoppelt werden müsse,
so der Kommissionschef und Ex-Minister Metelmann
auf dem Kommissionsgipfel in Schwerin.

Zukünftig, also in der Perspektive, deswegen Perspektivkommission,
sollen Junglandwirte, Ökobauern und Veredlungsbetriebe stärker als bisher berücksichtigt werden,
quasi schon sofort, gleich, demnächst, übermorgen oder so.

Und um diesem ganzen mit vielen Fremdworten gespicktem
Möglichkeits - und irgendwannmal - Gelaber einen coolen Namen zu geben,
sind die Genies der Perspektivkommission auch auf einen obercoolen,
völlig neuartigen Begriff für ihre Vorschläge gekommen:
Masterplan für die Gestaltung
einer nachhaltigen, umwelt-und tiergerechten Land-und Ernährungswirtschaft in MV.

Tah dah !

Es geht doch nichts über einen griffigen und eingänglichen Namen !

Da ist alles drin,
was den lebensmittelskandal- und großmastanlagengebeutelten Nordostdeutschen so bewegt.
Klarer kann man nicht ausdrücken,
dass man sich unklar und maximal unverbindlich ausdrücken will.
Jene, die Positives aus diesem Masterplan saugen wollen,
müssen schon sehr genau hinsehen und ganz tief zwischen den Zeilen lesen,
um die Konturen zu erkennen.

Aber was rede ich !

Zu lesen gibt es ja noch gar nichts !
Man hat sich erst mal darauf verständigt, dass es dereinst etwas zu lesen geben soll,
irgendwann mal,
wenn jemand der dabei ist was aufschreibt
und sich dann alle Laberer auf das einigen können,
was von dem Geschriebenen dann bleibt,
als Konsens für die Kontur des Masterplans.

Ganz anders dagegen
sieht es bei den Konturen für den Masterplan „Hähnchenmastanlage Fienstorf“ aus.

Hier wird intensiv an einem Konsens gearbeitet, auch mit Geschriebenem.
Der Antragsteller hat den betroffenen Gemeinden Kussewitz und Broderstorf
einen Unterhaltungsvertrag vorgelegt.
Keinen zur Volksbelustigung, wie jetzt vielleicht einige Uneingeweihte denken könnten,
sondern einen für die Straßenunterhaltung der „vorhabenerschließenden Verkehrsinfrastruktur“.
Boah - wir können Wörter,
wah ?!

Da geht es um die die öffentliche Erschließung des Anlagenstandortes.
Die frühere Gemeinde Steinfeld war, als es sie noch was anging,
der Auffassung, dass ihre Straßen für die zu erwartende Belastung nicht ausgelegt sind.
So kam sie nicht umhin, ihr Einvernehmen im Verfahren zu versagen.
So weit, so gut !

Auch Kussewitz hat offenbar keinerlei Interesse,
sich die rudimentär erhaltene Gemeindestraße von seinem Gemeindeterritorium
ins nachbarliche Nirgendwo – Richtung Öftenhäven,
völlig zu Schande fahren zu lassen.

Doch Lösung naht !

Der Antragsteller hat beiden Gemeinden einem Unterhaltungsvertrag
für die betreffende Straße angeboten.

Knaller Nr. 1 daran ist,
stimmen die Gemeinden dem Vertrag zu,
dürfen sie ihr Einvernehmen nicht mehr versagen.

Knaller Nr. 2 daran ist,
der Investor beteiligt sich natürlich nur an Kosten,
die von nachgewiesenen Schäden seinerseits verursacht wurden.

Und jetzt der totale Brüller:
Der Bauausschuss Broderstorf, der nun zumindest was Steinfeld/Fienstorf betrifft
für die Sache vorbereitend zuständig ist,
hat der Gemeindevertretung Brodertorf
kurz vor dem Anhörungstermin letzten Mittwoch empfohlen den Vertrag anzunehmen,
nach rechtlicher Prüfung, versteht sich !

Somit ist eine der stärksten Möglichkeiten,
der Genehmigung der Anlage ernsthafte Schwierigkeiten zu bereiten,
dabei sich im Konsens zwischen Broderstorf und den Antragsteller in Wohlgefallen aufzulösen,
und läuft !

Es ist schon möglich, Dinge zu bewegen,
manchmal auch Dinge zu verhindern,
doch dazu bedarf es der Einigkeit auf Seiten derer,
die etwas verhindern wollen.

Solange es bei den Betroffenen des Vorhabens keinen Konsens
über die Konturen des Masterplans zu anwohnerorientierten Gemeindeentwicklung gibt,
ist Erfolg nur schwer erreichbar.

Und während der Masterplan
zum vernünftigen, zukunftsorientierten Umgang mit der Landwirtschaft in unserem Land
bei Lichte besehen die Möglichkeitsvision einer fernen Zukunft ist,
sind beim Masterplan Hähnchenmast die Konturen scharf wie nie !

Have a nice week !

M. Eckart ocs

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