Startseite

zurück zur Übersicht

Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 25

ocs

„Tod in Venedig“ ist ein Kriminalroman,
der erst zum Ende hin offenbart, was da tatsächlich so passiert ist,
in der Lagunenstadt.

Das ist dramaturgisch für einen Krimi natürlich recht hilfreich
aber in Anbetracht des Titels nicht wirklich überraschend.

Ein Krimi ganz anderer Art bot uns allen gestern
die Volksbelustigungsallianz aus Politik und Fernsehen.

„Sterben in Hannover“ könnte man auch aus anderen Gründen
im Zusammenhang mit der Niedersächsischen Landeshauptstadt sagen,
gleichwohl gestern meuchelte sich der Wähler durch die Landespolitik
und das offenbar so, dass das Blut gleich bis in den Bund spritzte
und einige Sakkos versaute, respektive Hosenanzüge.

Mit fast schon sadistischer Brutalität
nahm sich der Flachlandsachse alle Zeit der Welt,
das schlussendliche Opfer unendlich lange zu quälen, von 18.00 bis 23.45 Uhr.
Erst nach fast sechs Stunden teilte die sichtlich erschöpfte Ermittlungsleiterein mit,
dass schwarz–gelb gemeuchelt sei, an der Leine.

Der „Wähler“ hatte es vollbracht !

Vermutlich wird die Obduktion von CDU und FDP ergeben,
dass es nur eine „Handvoll“ Wähler war, die den Unterschied machten
zwischen Tod und Leben.

Was ist da eigentlich die gute Nachricht ?

Ich jedenfalls kann sie nicht finden !

Wie kann es eigentlich sein, dass die beiden,
uns immer als so unterschiedlich präsentierten politischen Volkstanzgruppen
in unserer Ungunst so eng bei einander liegen?
Die Kostüme ?
Möglich !

Selbst Kanzlerin und ihr weibliches Kabinenpersonal
haben ja mittlerweile fast völlig
auf die übliche Herrentracht des Gesamtensembles umgestellt.

Aber es ist wohl etwas anderes,
fürchte ich.

Wenn ich früher in der Schule keine Ahnung von dem
in einer Leistungskontrolle abgefragten Stoff hatte,
schrieb ich,
vorzugsweise von meinen strebsamen Mitschülerinnen, ab.
Das kam bei mir leider nicht selten genug vor
und hatte zudem bedauerlich oft zur Folge,
dass der Lehrer mir mein Plagiat als solches vorhielt.
Immerhin konnte er es noch als solches erkennen.

Ganz ähnlich läuft es wohl heute.

In unserer Zeit der ideenlosen politischen Feigheit
schreiben diese uninspirierten, orientierungs- und ideenlosen Zombies
nur noch voneinander ab.

Das Problem ist, dass kein Lehrer mehr da ist,
um dazwischen zu dreschen, weil er den Beschiss erkennt.

Wir Wähler haben uns offenbar längst ausgeklinkt
und sind nicht mehr Willens und/oder in der Lage
uns klar zu entscheiden.

Kunststück
geht es doch inzwischen offenbar um die Entscheidung zwischen Pest und Seuche,
da kann man schon mal unsicher werden.
Auch die Fokussierung auf die Darsteller bringt nicht wirklich viel.
Mir jedenfalls hat bei der Unterscheidung der Spitzenkandidaten
vorrangig die Tatsache geholfen,
dass Mac Allister ein weniger häufig vorkommender Name bei uns ist.
Den „Wahlsieger“ würde ich weder am Namen, noch am Gesicht erkennen.
Von ihm weiß ich nur,
dass er dem Spitzenkandidaten seiner Partei im Rennen um das Kanzlerinnenamt
so lange eine Atempause verschafft hat,
bis der eingebildete Arbeiterklassentribun
der noch eingebildeteren Arbeiterklassenpartei das nächste Ölfass findet,
in welches er dann mit traumwandlerischer Sicherheit wieder zur Gänze eintauchen wird.
Fettnäpfchen sind ihm einfach zu klein,
wenn er bewaffnet mit einem Glas „Pinot griggio“, nicht unter 5 Euro die Buddel,
weiter auf seinem Weg hin zu einem volksnahen Kanzlergehalt,
dass erkennbar höher sein muss, als derzeit,
torkelt.

Das werden dann also die Themen sein,
mit denen wir in den nächsten acht Monaten traktiert werden.

Besonders schön finde ich auch immer wieder,
dass es bei Wahlen nie um Programme und Inhalte geht.
Es geht immer nur um Prozente, Koalitionen, um die Performance der Kandidaten
(was bedeutet es für das Wahlergebnis, wenn der Spitzenkandidat der CDU
mit einem Drachenboot umkippt
oder wie viel Prozent kostet den SPD-Spitzenkandidaten seine Sparkassenvorstandsbrille
)
und ganz am Ende um Überhangmandate,
was immer das ist.

Antworten auf quälende Fragen:
Fehlanzeige !

Meine Schwägerin wohnt unmittelbar vor der Asse.
Für alle Unkundigen:
Dort legt unser Atommüll und gammelt vor sich hin,
und zwar so, dass er aus dem Salzloch rausgeholt werden muss.
Keine Sau legt sich fest, was wann, wie, von wem gemacht werden muss.
Immerhin wissen wir schon, dass es sauteuer wird
und wer es bezahlt.
Wir !

Wie auch immer,
der Wahlsieger bezeichnete den gestrigen Abend
als Sieg für die Demokratie.

So sehn Sieger aus !

Have a nice week !

M. Eckart ocs

Kontakt

Impressum: ©imutta