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Good morning STEINFELD !
Kolumne zum Wochenbeginn
Numero 21

ocs

Ich wusste es schon immer – die deutsche Sprache ist schön – und vielseitig.

Man kann mit geringstem Aufwand ganz viel mit ihr machen.

Beispiel gefällig ?

Nehmen wir mal das schöne Wort SCHÖN.
Zweifellos gehört es zu den schönsten Erzeugnissen deutscher Sprachkultur.
Es beschreibt die schönste Eigenschaft von schönen Dingen – ihre Schönheit.
Absolut und eindeutig, eine Steigerung ist möglich aber eigentlich unnötig.

Doch Deutsch wäre nicht Deutsch, wenn es nicht machbar wäre, durch eine
– nennen wir es sprachlich gewandt, wie wir sind –
„voranstehend, präzisierende Erweiterung“, der Schönheit selbige zu nehmen
und ein neues, dem Sinne nach gänzlich anderes Wort zu schaffen.

Mit der Verwendung der Vorsilbe „ge“ entsteht ein neues Wort,
dem es an jeglicher Schönheit ermangelt.

„Geschönt“ soll die Bundesregierung den jährlichen Armutsbericht haben,
es fiel gar der Begriff „Zensur“.

Ich empfinde es schon als Armutszeugnis eines der reichsten Länder der Welt,
überhaupt über einen derartigen Bericht zu verfügen,
der ja immerhin impliziert, dass Armut in hinreichendem Maße vorhanden ist,
im Land wo Milch und Honig fließen.

Das sich aber die Bundesregierung durch diese armselige Schönung
ein solch erbärmliches, unschönes Armutszeugnis ausstellt,
Respekt !

Besonders blöd an dieser Schönfärberei ist,
dass die herauskorrigierten Passagen
so unglaublich gefährliche, brisante und hochgeheime Informationen enthielt, wie:
„Die Privatvermögen sind in Deutschland sehr ungleich verteilt !
Das Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung ist zunehmend gestört !
2010 arbeiteten in Deutschland über vier Millionen Menschen für einen Stundenlohn unter 7 Euro.“


Irre !

Das sind natürlich Informationen,
die der armutsberichtverschlingenden Bevölkerung dieses Landes
sonst völlig untergegangen wären.

Das wusste ja so keiner
und hätte die hochwohllöbliche „Süddeutsche“ die Sache nicht aufgedeckt,
oh je, oh je !

Quatsch !

Die Schönung ist für`n Arsch !

Uns diese Informationen vorzuenthalten, ist ungefähr so,
als wurde man einem Obdachlosen verheimlichen,
das andere Leute fest in Häusern wohnen.

Aber, liebe Leute es geht auch noch anders,
einfacher – oft sicherer – es sei denn, die Sache geht schief.

Man kann zum Beispiel auch mal was weglassen.

Wie wär`s mit einem Gutachten ?

Das hat den unschlagbaren Vorteil, dass man nichts schönen muss.

Offenbar ist unsere Landesregierung der Auffassung,
dass sie es mit dem Schönen nicht so drauf hat.

Deswegen hat sie vorsichtshalber gleich mal ein ganzes Gutachten unter Verschluss gehalten,
das bereits 2010 zeigte,
in welch unschönen Zustand die Pleitewerften in Stralsund und Wolgast seinerzeit schon waren.

Hier wurde sozusagen eine Totaloperation am deutschen Sprachkörper vorgenommen,
nach dem Motto:
„Kein Patient, keine OP, kein Blut – jedenfalls nicht heute.“

Gestern – heute – morgen auch sehr schöne Produkte der deutschen Sprache.
Bezeichnen Zeitpunkte, in der Regel Tage, vage terminiert.

„Womit ich euch gestern geschönt umgarnte, wird heute zur unschönen Wahrheit,
weil es für morgen nicht mehr so schön gelten kann.“


Gestern war Broderstorf eine schön schuldenfreie Gemeinde,
mit der wir unbedingt und sofort und bedingungslos (alternativlos) fusionieren müssen.
Heute muss Broderstorf allerdings bekanntgeben,
dass die Steuern (Grundsteuer B) erhöht werden muss,
damit der Haushalt von morgen gesichert werden kann.

Hoffentlich reichen die ca. 45.000 Euro Zusatzeinnahme.

Die für den Ortsteil Steinfeld anfallende Summe
wird überschlägig dafür reichen,
unseren Exbürgermeister weiter, nun als Dorfvorsteher (früher Dorfschulze) zu alimentieren.
So können wir uns unseren Dorfvorsteher dann aus eigener Steuererhöhungskraft leisten.

Schönes Wort, wah ?

Wirklich schön ist, dass ich in letzter Zeit sehr schöne, ungeschönte Impulse
für den Wochenweckruf aus den „Warnow Kurier“ erhalte.
Was da auf der Titelseite Woche für Woche thematisiert wird, ist sehr schön,
wenn auch die Themen oft unschön sind.

Ich möchte an dieser Stelle der Redaktion und „sonstigen“ Machern dieser ZEITUNG danken.

Es ist also möglich Bürger mit einem kostenfreien Anzeigenblatt über mehr zu informieren,
als Autos und nichtvorhanden Wohnraum in Rostock.

Ein Popsong verhieß einstmals: „Best things in life are for free !“
Frei übersetzt:
„Die schönsten Dinge im Leben kosten nichts !“

Die deutsche Sprache, wenn auch als Posaune unter den Sprachen der Welt bezeichnet,
ist sehr schön.
Leider aber im Ergebnis nicht immer kostenfrei !

Have a nice (schöne aber ungeschönte) week !

M. Eckart ocs

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