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Broderstorfer Gemeinderat
am Mittwoch, den 01. Februar 2017
Teil 2

Gemeindepolitik
Teil zwei meiner Anmerkungen zur GV Sitzung vom 01.02.2017

Nachdem ich mich gestern ausschließlich der „Biogas-Thematik“ zugewandt habe,
nun lustig weiter mit TOP 10 (ex 22)
Bauantrag mit einer Getreidesiloanlage mit Trocknung

Um es gleich zu Beginn zu sagen – ich kenne solche Trocknungssilos
und ja – sie sind gut zu hören.

An diesem Bauantrag kommt sehr schön heraus, was Salami-Taktik ist.

Man macht privat ein Standortgesamtkonzept,
dekliniert und konjugiert das durch,
dann gründet man eine Investorengesellschaft (möglicherweise auch schon davor)
und dann setzt man nach den örtlichen Gegebenheiten um.

Alle Risiken (fast) sind kalkuliert,
die meisten Störungen vorab erkannt und eingepreist.

Ganz wichtig ist,
dass die örtlichen wesentlichen und beeinflussbaren Entscheidungsträger
möglichst mit im Boot sind.

Eines der wichtigsten Ziele für eine derartige Großanlage muss auch sein,
dass dieses Vorhaben von den genehmigenden Behörden
auf kein Fall als ein
in seiner Gesamtheit zu beurteilender Industriekomplex betrachtet werden kann.

Da hilft einem zum Glück das deutsche Genehmigungsrecht in vorbildlicher Weise.

Stellt man sich nicht total bescheuert an,
kriegt man als „Landwirt“
unter dem Stichwort der Privilegierung von Vorhaben im Außenbereich
eigentlich alles ganz easy durch.

Mal kotzt man ein bisschen ab,
wenn einem so ein lästiges BImSch–Verfahren in Quere kommt
aber sonst – Feuer frei.

Nun also die Getreidelagerung und –trocknung von Broderstorf nach Fienstorf.

Vollkommen logisch und vom hier bereits mehrfach lobend erwähnten Fuchs Jesse
auch so vorgetragen.

Natürlich ist es für die in Neu Broderstorf und Broderstorf
ansässige betroffen Population sehr angenehm,
wenn der derzeitige Lager– und Trocknungsstandort aufgegeben wird.

Natürlich ist die Argumentation nicht unrichtig,
dass dann ja dieser gesamte Verkehr aus dem Belastungsportfolio
entlang der bisherigen Zuwegung herausfällt.

Zweifellos stimmt auch,
dass man ja quasi diesen dann wegfallenden
und schon vor Entstehen des Großteils der Baugebiete in Neu Broderstorf
als Usus zu verstehende Landwirtschaftsverkehr
nur gegen den neuen Hähnchenmastanlagenverkehr austauscht
und wenn man es ein wenig nonchalant betrachtet,
die Sache quasi ein Nullsummenspiel ist.

Getreideverkehr und Trocknungslärm fallen weg,
Mastanlagenverkehr in vergleichbarer Größe „ersetzt“ ihn.

Das ist, wenn nicht prima, so dann aber wenigstens erträglich
für die Neu Broderstorfer längs der Trasse
und wird ihren Widerstandswillen nicht eben stärken.

Außerdem gab es ja schon erheblichen Landwirtschaftsverkehr,
bevor sie überhaupt dorthin zogen.

Also, wo ist das Problem ?

In Fienstorf natürlich,
also da, wo es hingehört !

Die dort lebende Population ist nicht nur kleiner,
sondern auch viel weniger wahlrelevant.

Scheiße "drauf" sind die meisten dort eh schon,
da kann man sich ohnehin kaum Freunde machen,
abgesehen von den paar, die man dort sicher hat
und die den Job der Pöbelberuhigung schon immer recht gut erledigten.

Sonst aber erscheint doch ein unerfreulicher Teil der eingemeindeten Humansubjekte vor Ort
zwar als partiell lästig aber wenig relevant.

Warum soll man sein Herzblut
für diesen wenig geliebten, recht neuen Wurmfortsatz Steinfeld einsetzen,
wenn man in Broderstorf einen neuen Wohnbaustandort erschließen kann,
ohne die lästigen Auseinandersetzungen mit Rostock ?

Der Bürgermeister führte doch zu Beginn der Sendung wortreich und sorgenvoll aus,
wie mies Rostock seine Speckgürtelgemeinden
in Bezug auf die „weitere gemeindliche Entwicklung“ behandelt.

Mit der Aufgabe des ABG-Standortes in Broderstorf
hätte man eine von der jüngst überarbeiteten Innenbereichssatzung erfasste Baufläche,
die nur aufbereitet werden muss.

Besonders angenehm dabei ist,
dass wohl und zum Glück ein höchst honoriger Bewohner der Gemeinde davon profitieren wird,
nämlich derjenige, dem das dann entstehende Bauland gehört.
Raten sie, wer das ist ?

Über die ungeahnten Möglichkeiten bei der Entwicklung und Vermarktung der Flächen
wollen wir gar nicht reden,
auch da ist das Potential in unserer Gemeinde,
besonders im Kreise der Honorigen groß genug.

Und weil das alles gerade so prima läuft,
wuchten wir noch fix einen „Generalentwässerungsplan“ für Fienstorf
in die Tagesordnung.
Den macht die Gemeinde,
damit man mal klare Karte hat für all jene,
die da noch bauen können und werden und wollen und sollen,
wo und wie man sein Oberflächenwasser los wird.

Das ist ganz prima,
denn es sind erstens
noch Unmengen von Baugrundstücken zu vergeben,
dort im schönsten aller Fienstorfe
und zweitens
ist das Dorf ja durch seine Entwicklung
zu einem der nachgefragtesten Wohnorte der nördlichen Hemisphäre mutiert.

Obwohl Moment – gebaut wird in Fienstorf ja werden,
sogar wie Sau !

Unmengen von Flächen werden versiegelt werden,
ein paar Höhenmeter über dem Dorf, hangauf Richtung Öftenhäven.

Was da wohl in Zukunft runtergebrettert kommt Richtung Carbäk ?

Und mindestens einen im Dorf könnte das richtig hart treffen,
wenn dort immer Mehr Wasser angekachelt kommt.

So hätte man wenigstens zwei große Nutznießer
einer ordentlichen Entwässerung dort in Fienstorf
und bezahlen werden es alle.
Läuft !

Was bleibt wenigstens mir als Erkenntnis ?

Broderstorf ist fest in Bauernhand !

Braucht ein Landwirt mal ein bisschen Bauland
– kein Problem,
schon gibt es eine Satzung, die aus seiner Wiese solches macht.

Will ein Landwirt mit geschickten Bauanträgen seine Ziel durchsetzen
– kein Problem,
bloß nicht zu genau hinsehen.

Ein Kollege unseres Großbauern
sagte mir unlängst bei einen diskreten Gespräch,
dass es bei allem was da jetzt so auf die Fienstorfer zurollt,
ein Gut Stück auch um „ihr habt es ja so gewollt“ geht.

Was ist in diesem Kontext grandioser, als im Rahmen dieser Deals
auch noch einen Sack Geld mit alten Getreidehallen zu machen ?

Zu dem ganzen andern Zeugs in der GVS schreib ich nichts,
kann man anderswo nachlesen.

Klarstellung:
Ich mache für diese Entwicklung weder Herrn Kühl,
noch die anderen Landwirte verantwortlich.

Sie tun, was ihnen die Lage vor Ort, die Gesetze
und die beteiligten Agierenden vor Ort erlauben.

Man kann über das Ausmaß diskutieren,
ist es aber gierbedingt wie hier,
ist eine Diskussion sinnlos.

Auf vieler Leute Grabstein wird dereinst stehen können:
„Zu viel war nicht genug !“
(Danke an Volker Pispers).

Die wirklich Verantwortlichen saßen im Gemeinderat von Steinfeld
und verhinderten die Aufstellung eines Flächennutzungsplanes aus niederen Gründen.

Weitere Verantwortliche sitzen heute im Gemeinderat von Broderstorf,
weil sie sich unwillig zeigen Wege zu finden, die vorhanden sind,
um diese Katastrophe wenigsten aufzuhalten.

Auch weil sie aus purem Ekel Leute in Gremien verhindert haben,
die mutmaßlich „bessere“ Ergebnisse erzielt hätten,
als die vorliegenden.

Verantwortlich ist aber in erster Linie die gesetzgebende Politik,
die solche Gesetze macht,
deren Folge dann so eine Scheiße wie auf dem Acker von Fienstorf ist.

Und überall steckt Geld dahinter,
sei es das holländischer Investoren,
zu verdienende Provisionen,
einzustreichende Subventionen,
zu erhaltende Spenden
oder sonstige Gelder,
denn Geld regiert die Welt.

Nimm, was du kriegst, morgen kann alles vorbei sein !
Und los !

Michael Eckart, ocs

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