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per Mail 26.11.2019+++17:04 Uhr
ocs...@.....de
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Guten Morgen Ihr alle, da draußen!

Es ist nun Tag drei, morgens 06.00 nach dem Unglück des Samstag
und ich muss schreiben, was mich bewegt,
vielleicht bewegt es Euch auch – ein wenig!

Ich muss darüber schreiben, in welchem Land ICH lebe
und warum ich nirgendwo anders leben will.

Am Tag Null,
10.30 fahre ich frohgemuht vom Gehöft.
Zum Nachmittag bin ich bei „den Kindern“ zum Gulasch mit ihnen
und einigen ihrer Freunde eingeladen,
der Schwiegersohn hat’s drauf,
ich hatte kosten dürfen.

12.30 rolle ich entspannt durch Sanitz,
Rückweg Höhe Tanke,
da klingelt mein Telefon - besagter Schwiegersohn.
Keine Ausschmückungen – ES BRENNT – Carport, Auto, Katastrophe.

Gerade rolle ich aus Sanitz ins offene Mecklenburger Land,
sehe ich den Rauch und weiß, das ist bei uns.

12.38 bin ich da – das Feuer ist auf dem Höhepunkt seiner Wut,
meine Tochter fällt mir in die Arme,
sie sorgt sich, ich könnte in die Flammen stürmen
um zu retten, was nicht rettbar ist.
Furchtbar, wie uns das entfesselte Ungeheuer
gnadenlos unser Hände Arbeit raubt – unerbittlich!

Doch es kriegt nicht, was es will
und darum erzähle ich Euch,
was man eigentlich sonst nicht erzählt.

An die 40 Menschen,
manche bekannt, mehr unbekannt
sind da.

Sie haben Ausrüstung und Kleidung unserer Feuerwehren an
und sie kämpfen gegen das Mistvieh,
das immer noch gierig Dinge frisst
und sich anschickt uns das Heim zu nehmen.

Doch das bekommt es nicht!

Alle Feuerwehren sind da,
wohl ALLE KAMERADEN aus aller Herren Dörfer,
die wir zu recht Gemeinden nennen,
vier oder fünf Löschzüge,
Ambulanz zwei Trupps,
Polizei vorn und hinten - welch geballte Kraft,
wie schnell, wie viele, welch Technik, welch HAND IN HAND!

Kaum ein Ort ist schlechter geeignet,
solch wütendes Feuer zu bekämpfen – zu weit weg von überall!

KEIN GEEIGNETER HYDRANT IN DER NÄHE
– Löschwasserkaskade sofort!

Doch das dauert zu lange!
Keine Zeit für Entsetzen, nur für Handeln.
Der Landwirt um die Ecke sendet einen Wasserwagen,
angefordert von der Feuerwehr – so schnell es geht und OHNE ZÖGERN!

Der Wasserwagen rettet unser Heim – natürlich nicht!
Doch er ist die entscheidende Waffe in den Händen der kämpfenden Kameraden
und sie schaffen es:
sie ringen das Monster nieder,
wenige Augenblicke bevor es sich das Haus holt.


Ich weiß keine Uhrzeit mehr,
denn die Zeit hat für mich jede Bedeutung verloren,
zu dieser Zeit!

Das Feuer ertrinkt Stück für Stück
und gibt den Blick frei auf das Elend
das noch kurz zuvor stolz von unserem Mühen und Schaffen zeugte.

NUR DINGE – versichert und ersetzbar.

Unersetzbar und unermesslich im Wert hingegen:
Die Kameraden der Feuerwehr kämpften nicht nur mit dem Feuer,
den Umständen und der Gefahr,
sie beruhigten mich, passten auf mich auf und fühlten mit.

Sie schützten nicht nur unser Heim,
sie schonten es auch,
als sie im Haus „nach dem Rechten“ sahen!

DANKE!

Die Polizei musste ermitteln,
zunächst wegen gefährlicher vorsätzlicher Brandstiftung
und zuerst gegen mich.
Der befasste Beamte – wunderbar!
Korrekt, eindeutig, gesetzeskonform – gleichwohl
rücksichtsvoll, emphatisch, erklärend!

DANKE!

Obendrein sicherten er und seine Kollegen
über Stunden den Unglücksbereich
und ermöglichten der Feuerwehr ihren Job zu machen.

DANKE!

Rettungsdienste standen bereit,
falls es bei Betroffenen oder Kameraden nötig wäre,
rettungsmedizinisch einzugreifen – über Stunden.

DANKE!

Der hinzugezogene Kriminalbeamte verfeinerte die Ermittlungen
– ebenso korrekt, eindeutig und gesetzeskonform
und ebenso rücksichtsvoll, emphatisch und hinweisend.

DANKE!

Er war es auch, der zu der Einschätzung gelangte,
mich zunächst auf „fahrlässige“ Brandstiftung herunterzustufen.

Der Wasserwagen vom Bauern,
ohne zu zögern mit Wasser und Technik und Fahrer.

DANKE!

Dann irgendwann ist es vorbei,
das Monster ist tot– Schläuche werden eingerollt,
Einsatzfahrzeuge rollen davon,
wie das Ungetüm Feuer, weicht die Anspannung.

Alle fahren nacheinander davon,
der konzentrierte Kampf weicht dem Üblichen danach
und der deutschen Ordnung
– was wohin, mit wem,
was zu reinigen – Nachbereitung – Normalität nach dem Sieg.

Anspannung und Entsetzen weichen aus den Gesichtern
und dann sieht man ihn DEN STOLZ AUF DAS GELUNGENE
- UND MAN SIEHT IHN ZU RECHT UND MIT FREUDE
UND IST AUCH STOLZ – IM AUGENBLICH DES GROSSEN UNGLÜCKS
SCHAUT DAS GLÜCK VORBEI – BEI MIR!


Wie oft sage ich danke,
wie viele Schultern klopfe ich voll glückseliger Dankbarkeit
und wie ernsthaft gelobe ich, an der Stelle meiner Verantwortung
etwas beizutragen, dass es weniger schwierig wird für die Feuerwehr
– auch an einem solch schwierigen Ort.

Und dann ist man plötzlich allein mit dem Elend
– NEIN, ist man eben nicht!


Die Kinder sind da und berichten vom Beginn des Geschehens!
Eine Spaziergängerin ist es,
die das Feuer entdeckt und Alarm schlägt.
Sie ist eine weitere und erste Heldin dieses Tages
und ihr darf ich besonders dankenDANKE!

Beherzt und schnell
und eben nicht im Regal: „Geht mich nichts an!“
unterwegs tut sie das Selbstverständliche,
welches so besonders ist
und an diesem Tag das auch den Unterschied macht,
zwischen überstehbarer Tragödie und vernichtender Katastrophe.

23.00 Meine Frau ist von der Kur geholt- DANKE FAMILIE!
Durchatmen, Asyl bei den Kindern, Familie, Rückhalt, innere Ohnmacht,
der Horrortag weicht der Nacht.

Folgedauerasyl bei einer guten Freundin-irre!

04.30 Kontrollgang,
Heizungslecks feststellen, abdichten
und dann kommen sie,
die widerwärtigen Wegelagerer des Elends.


Ich weiß nicht, ob der Kombi, der dort auf unser Grundstück fuhr
von einem geilen Gaffer oder einem potentiellen Dieb gelenkt wurde
– als er/sie/es meine Taschenlampe sah ging‘s rückwärts und weg!

NOCH IST DER ALTE LÖWE AM RISS – AUFPASSEN ALLE HYÄNEN, SCHAKALKE UND GEIER!

05.00 Der Tag kommt
und trifft mit der Wucht des Tages zuvor – Augen auf und los!

11.00 SONNTAG der Hof voller Helfer.
Nicht nur die Familie,
JEDE MENGE FREUNDE DER KINDER SIND DA
UND VERLANGEN ZU HELFEN – UNFASSBAR SCHÖN.

Alle Freunde, die Bescheid wissen melden sich,
tags zuvor und heute und bieten alles an
– vom Schlafasyl bis zum Erbseneintopf.

SIE WOLLEN ALLE EINFACH DA SEIN UND HELFEN!
DANKE!


11.30 Der Brandursachenermittler
im Auftrag der Polizei ist da
und arbeitet sich systematisch durch die Asche.
Akribisch, allein, ruhig bis wortkarg.
Ich werde gelegentlich befragt – nicht wirklich angenehm,
denn zur Fahrlässigkeit bedarf es nicht viel.
Kein Essen, kein Trinken – nur Ermittlungsarbeit,
dann die erste Einschätzung:
möglicher technischer Defekt an einem Gerät oder der Installation!


16.00 Der Gutachter fährt los, die Helfer auch!
Jetzt läuft die Welle der Versicherungen,
Gutachter geben sich die Klinke in die Hand
– alles eine Nummer größer als gedacht.

Heute war „mein“ Heizungsbauer da – ich kann das Haus wieder heizen!
DANKE!

Morgen „mein“ Elektriker – dann hab ich wieder warmes Wasser!

Ich lebe in diesem Land – an einem ganz normalen Wochenende in Deutschland,
im Land des „Jetzt wird geholfen“,
im Land von Koordination, Technik „Manpower“,
im Land von Mitgefühl, Hilfsbereitschaft
und dem Willen sich nicht unterkriegen zu lassen,
im Land der „in den Arm Nehmer“ !

Auch ich hatte fast schon fast vergessen,
dass ich in DIESEM LAND lebe und gar nicht in dem anderen,
in dem auch ich SOOOOO gerne meckere,
wo fast alles Scheiße ist und es nur noch Egomanen und Arschlöcher gibt.

Seit Jahren rege ich mich über den widerwärtigsten Spruch auf,
der je in einem Werbespot verwendet wurde: „Unterm Strich zähl ich!“

Nein, so ist es nicht,
denn richtig ist: „Das WIR gewinnt!“,
nicht immer – aber an diesem Wochenende überwältigend!


Man kann den Menschgen dieses Landes schlecht eine hohle Phrase
wie: „Wir schaffen das!“ aufzwingen
aber wir können uns sicher sein: „DAS SCHAFFEN WIR!“

Was war noch?

Eine Pragmatikerin fragt ob sie mit Heizlüftern helfen kann
und bringt sie gleich vorbei – genial!

Ein Mitarbeigter des Amtes beschafft sofort
und ohne Zögern eine hilfreiche Info!

Danke an Euch alle
sagen Wiebke und Michael Eckart

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