Startseite

zurück

Interview mit dem Herausgeber und Redakteur
der "Steinfelder Allgemeinen Zeitung"

Redakteur

Guten Tag Herr Eckart, vor einigen Tagen erschien die "Steinfelder Allgemeine Zeitung" (StaZ).
Sehr ausführlich widmeten Sie sich in Ihrer letzten Ausgabe dem Thema "Neue Gemeindestrukturen".
Einmal ketzerisch gefragt, wenn Steinfeld in einer Großgemeinde aufgeht, gibt es dann die "StaZ" noch?

Ja! Die „StaZ“ wird von mir herausgegeben, weil ich fest daran glaube,
dass Information und daraus resultierende Meinungsbildung wichtiger Bestandteil der Demokratie sind.
Das von mir so ausführlich beschriebene Thema „Großgemeinde“ geht alle Bürger, zu denen auch ich zähle,
unmittelbar an. Wir alle sind betroffen, von den unbefriedigenden Zuständen jetzt,
wie auch von den zukünftigen Strukturen. Doch auch darüber hinaus sehe ich,
in Ermangelung sonstiger Nachrichtenquellen vor Ort, die Zukunft der „StaZ“ als gesichert an.
Nicht zuletzt betrachte ich die „StaZ“ als einen Beitrag zur Steinfelder Identität.
So üppig sind wir da ja nicht gerade bestückt.

„Identität“ ist ein gutes Stichwort. Sie sind davon überzeugt, dass die Gemeinde Chancen hat,
ihre Identität innerhalb einer Großgemeinde zu erhalten? Wie soll dass denn praktisch gehen?

Die Identität einer Siedlung erwächst kaum aus Dingen. Auch nicht aus der „StaZ“.
Es sind die Bürger, die Einwohner und ihr Wirken, welche die Identität einer Gemeinde ausmachen.
So ist es denn an uns, Steinfeld ein Gesicht zu geben.
Damit meine ich vorrangig Vereine, Feste, gemeinsame Aktionen. Aber auch solche Dinge, wie Dorfpolitik,
Diskurs mit Niveau, Parteien, politische Gruppierungen und deren Engagement gehören dazu.
Besonders interessant finde ich Ansiedlungsentwicklung.
Ein gutes Beispiel für mich ist der entstehende Bauernhof zwischen Öftenhäven und Fienstorf.

In Ihrem Blatt und anderen Veröffentlichungen kommt zum Ausdruck, dass Steinfeld im Falle einer "Ehe"
mit einer größeren, "reicheren" Gemeinde Chancen auf eine fette Mitgift hätte.
Nun hat aber Steinfeld außer vielen Schulden und Straßen, die bekanntlich nur Geld kosten,
nicht viel zu bieten. Was meinen Sie, wieso sollten uns die anderen etwas schenken wollen?

Niemand hat etwas zu verschenken. Dennoch ist mir die rein finanzielle Sicht auf die Sache zu flach.
Ein Zusammenschluss, mit wem auch immer, ist ein Deal auf Gegenseitigkeit.
Wir haben die Aufgabe, darauf zu achten, dass er für uns vorteilhaft ist.
Der potentielle Partner steht für sich in der gleichen Pflicht. Machen wir uns nichts vor:
der Weg geht unweigerlich zu Gemeindestrukturen mit einer Einwohnerzahl von 6.000 aufwärts.
Manche mögen noch eine Weile Krokodilstränen vergießen – es wird so kommen!
Gut beraten sind all jene, die ZUKUNFTSORIENTIERT aber gleichwohl mit AUGENMASS handeln.
Momentan sind wir interessant, weil wir schieren Zuwachs bringen. Manche lehnen unsere Avancen dankend ab,
da wir zweifellos ein finanzielles Risiko sind.
Dennoch bringen wir in eine neue Gemeinschaft viel ein – nämlich uns!
Und am Rande bemerkt bezieht sich dieses UNS nicht nur auf die Zahl unserer Einwohner.

Wenn man die "StaZ" aufmerksam liest, findet man die These,
dass sich das "Ämtermodell" als nicht mehr zeitgemäß erweist.
Dies würde ja bedeuten, dass die Zeiten für die Ämter vorbei sind,
wenn sich die Gemeinden vereinen und eigene Verwaltungen aufbauen.
Haben Sie einmal an die Amtsmitarbeiter gedacht? Immerhin engagierte und kompetente Fachkräfte
mit langjährigen Erfahrungen, die mit der Gegend oft tief verwurzelt sind. Was wird aus denen?

Die Entwicklung wird mittelfristig über die Ämter hinweg gehen.
Die Alternativmodelle erweisen sich als praktikabel und zukunftsfähig.
Außerdem halte ich eine Gemeindevertretung mit einem hauptamtlichen Bürgermeister für das ehrlichere Modell.
Niemand kann sich dort hinter indirekten Gremien verstecken.
In einem Amt gibt es immer Reibereien um die unterschiedliche Leistungsfähigkeit
und die daraus in mancher Augen resultierende Wertigkeit der Gemeinden untereinander.
In einem Amt werden Sitze nach Einwohnerzahlen verteilt, viele Einwohner, viel Macht im Amt.
Regelmäßig sind diese Gemeinden auch die wirtschaftlich Leistungsstarken.
So bestimmen diese Gemeinden dann, wo es langgeht. In einer Großgemeinde ist all das passe´.
EIN Gemeinderat, direkt von allen Bürgern gewählt. EIN gemeinsamer „Topf“ in den alle wirtschaften.
GEMEINSAME Ziele als EINE Gemeinde.
Die Frage nach der Verwaltung sehe ich so:
Entweder gibt es für die neu entstehenden Großgemeinden Verwaltungen, die aus den früheren Ämtern hervorgehen,
oder aber mit dem möglichen Zuwachs bei einer bereits bestehenden Gemeinde werden möglicherweise auch
zusätzliche Mitarbeiter im Rathaus benötigt.
Wie auch immer, zweifellos werden Stellen nicht zu erhalten sein, ein Prozess der zu gestalten ist.
Hier Ängste zu schüren, halte ich für fahrlässig.
Im Übrigen gilt wohl auch hier, wer was kann, kann es immer und überall.

Herr Eckart, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit der "StAZ".
Das Gespräch führte Udo Cimutta.

Kontakt

©imutta