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Am Dienstagabend, dem 26.11.2013  
trafen sich Vertreter der Bürgerinitiative gegen Massentierzucht „Pro Vita“  
mit ortsansässigen Bauern. 
 
Die Gesprächsrunde war langfristig von „Pro Vita“ angeregt worden  
und fand insbesondere beim Biolandwirt Herrn Jantzen (Broderstorf) einen Unterstützer.  
Herr Jantzen lud die Aktiven zu einer Besichtigung seines Rinderzuchtbetriebes ein.  
Anschließend saß man in uriger Umgebung zwischen Strohballen und Traktoren  
in lockerer Runde zusammen.  
 
Neben den 6 Vertretern der BI nahm noch Landwirt Herr Junge (Ikendorf)  
und Herrn Jantzens Tochter am Gespräch teil.  
Schnell kam man zum Thema.  
 
Den Vertretern der BI lag besonders am Herzen  
Vorurteile auszuräumen und den Dialog zu eröffnen.  
 
Oft werden sie in der Öffentlichkeit und in den Medien  
mit einem klaren Feindbild belegt  
und pauschal als Gegner der Landwirtschaft dargestellt.  
 
Dem sei nicht so, machten sie wiederholt deutlich.  
 
Besonders solche landwirtschaftlichen Betriebe,  
wie die von Herrn Junge und Herrn Jantzen  
genießen hohe Wertschätzung und Akzeptanz.  
 
Agrarindustrielle Komplexe hingegen,  
wie die geplante Hähnchenmastanlage in Fienstorf, lehne man ab.  
 
Die Risiken für Mensch, Tier und Umwelt  
seien umfassend publiziert und wissenschaftlich belegt.  
Frau Leonhardt verwies in diesem Zusammenhang  
auf eine Veröffentlichung in der Zeitschrift „Der Spiegel“,  
in der sich die international angesehene Medizinerin  
und Leiterin der Charite´ (Berlin) zu dem Thema äußert.  
 
Insbesondere die Verbreitung multiresistenter Keime sei ein gefährliches Problem.  
 
Dem widersprach Herr Junge.  
Seiner Ansicht nach, unterliege die Tierhaltung in Deutschland  
einer harten restriktiven Kontrolle.  
Multiresistenzen seien artspezifisch,  
es wäre unwahrscheinlich, dass sie vom Tier auf den Menschen übertragen würden.  
 
Es ist Herrn Junges Ansicht,  
dass die Lebensmittelindustrie in Deutschland nach hohen Standards produziere  
und die Produkte für die Verbraucher grundsätzlich unbedenklich seien.  
Seiner Meinung nach seien Lebensmittelskandale medial aufgebauscht.  
Später im Gespräch betonte Herr Junge,  
dass er seinen Fleischbedarf oft aus Bioläden decke.  
Er äußerte  den Wunsch, dass dies auch die Mehrheit der Verbraucher tun sollten.  
 
In Hinblick auf die agrarindustrielle Tierhaltung  
verwies er auf die harten Marktbedingungen.  
Die Verbraucher würden Billigfleisch bevorzugen.  
Biofleisch sei aber nicht billig zu produzieren.  
Im Verbraucherverhalten sah Herr Junge eine der Hauptursachen  
für die Etablierung der Tierfabriken.  
 
Herr Jantzen gab zu bedenken,  
dass es für die Verbraucher besser sei,  
dass diese Art der Tierproduktion in Deutschland stattfände.  
Hier sei die Kontrolle streng und lückenlos.  
Wenn der Bedarf des nationalen Marktes nicht aus eigener Produktion abgedeckt würde,  
sähe man sich mit Importen aus Asien konfrontiert.  
 
Die Vertreter der BI hielten dem entgegen,  
dass Kontrollen in deutschen Großställen hinsichtlich des Antibiotikaverbrauchs  
nicht gut und lückenlos sind.  
Deutschland liegt im europäischen Vergleich auf einer der vorderen Plätze  
bei diesem, zu hohem Verbrauch.  
Der Markt für Geflügelfleisch ist in Deutschland gedeckt.  
Die geplante Hähnchenmastanlage in Fienstorf  
ist offensichtlich nicht für den deutschen Markt ausgelegt.  
Man könne angesichts der geplanten Kapazität  
und den Darstellungen des Investors davon ausgehen,  
dass die Hähnchen exportiert werden sollen.  
 
Gunda Vogel von der BI merkte an, dass es bekannt sei,  
dass diese Exporte die nationale Landwirtschaft  
in Ländern der Dritten Welt kaputtmache.  
 
Kritisch wurde auch die Art und Weise gesehen,  
wie der Investor an Interessen der Anwohner vorbei  
sein Projekt auf den Weg gebracht habe.  
Gunda Vogel verwies in dem Zusammenhang,  
auf den immensen Wertverlust der Immobilien.  
Viele, insbesondere junge Familien,  
hätten gravierende finanzielle Verluste bei der Wertigkeit  
ihrer neu errichteten Häuser hinzunehmen.  
 
Einig war man sich,  
dass Antibiotikagaben für gesunde Tiere,  
wie sie bei der Hähnchenmast üblich sind  
ein Problem darstellen.  
 
Auch hier warben die Vertreter der BI für eine differenzierte Sichtweise.  
Man könne Rinder- und Schweinehaltung nicht mit Hähnchenmast vergleichen.  
Während kranke Schweine und Rinder leicht zu erkennen und selektiv zu behandeln seien,  
wäre dies bei 45.000 Hähnchen in einem Stall unmöglich.   
 
Am Ende des Gespräches brachten alle zum Ausdruck,  
dass ein direkter Austausch der Argumente  
in einer entspannten und sachlichen Atmosphäre wichtig sei.  
 
Alle möchten den Gesprächsansatz fortsetzen und die Runde sogar erweitern.  
Weitere Landwirte aus der Region hätten ihr Interesse daran bereits bekundet.  
 
Udo Cimutta 
 
 
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